- O wär ich nie geboren!
- O wär ich nie geboren!Zur Selbstverwünschung der Titelgestalt aus Goethes Faust I kommt es in der Kerkerszene am Schluss der Tragödie, als die wegen Faust zur Kindesmörderin gewordene Margarete sich in ihrer Sinnverwirrung nicht von ihm aus dem Kerker befreien lassen will. Max Kalbeck (1850-1921) verwendet dieselbe Formulierung in der deutschen Übersetzung von Christoph Willibald Glucks Oper »Orpheus und Eurydike«, wo sich Orpheus in seiner Arie »Ach, ich habe sie verloren« wegen seiner Schuld an Eurydikes zweitem Tod ebenfalls selbst verflucht: »Wär, o wär ich nie geboren,/Weh, dass ich auf Erden bin!« Dieser Text löst sich völlig vom Original der italienischen und der französischen Fassung. Die Zitate aus Faust I und der deutsch gesungenen Orpheus-Arie könnten beide von einer Stelle aus dem Neuen Testament geprägt sein, wo Jesus in Matthäus 26, 24 von Judas sagt: »(...) weh dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre ihm besser, dass er nie geboren wäre.«
Universal-Lexikon. 2012.